Glaube geht durch den Magen – Eine Speisereise durch die Nürnberger Südstadt

Glaube geht durch den Magen – Eine Speisereise durch die Südstadt

Sophia Weidemann

Wie schmeckt Glaube? Dieser Frage ging am Sonntag, den 12. Oktober, eine bunt gemischte Gruppe in der Nürnberger Südstadt nach. Familien, Seniorinnen, Christen und Musliminnen machten sich gemeinsam auf eine kulinarisch-spirituelle Entdeckungsreise.

Erste Station: Christuskirche – Gemeinschaft am Tisch

Treffpunkt war die Christuskirche. Dort erhielten die Teilnehmenden zunächst Einblicke in die Geschichte und Architektur des Gebäudes. Dem Haus-im-Haus-Prinzip sowie dem schwebende Altar, der dem Raum eine besondere Atmosphäre verleiht.

Im Anschluss führte der Weg in die Küche der Kirche. Gabi Kolb, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Mittagstischs der Christuskirche, hatte eine lange, gedeckte Tafel vorbereitet. Bei einem wärmenden Gemüseeintopf berichtete sie von der Arbeit des Mittagstisches und den Menschen, die dort regelmäßig zusammenkommen.
Das gemeinsame Essen erinnerte daran, wie tief das Thema Mahlgemeinschaft im Christentum verwurzelt ist: Schon Jesus legte großen Wert darauf, dass Menschen unabhängig von Herkunft oder sozialem Status gemeinsam am Tisch saßen. Nicht ohne Grund ist das Abendmahl ein zentraler Bestandteil der christlichen Tradition.

Zweite Station: Sri-Sithivinayagar-Tempel – Duft, Farben und Süßes

Die nächste Station führte in die Humboldtstraße zum Sri Sithivinayagar Tempel. Schon beim Eintreten empfing die Gruppe ein Gewürzduft und der Anblick farbenprächtiger Götterfiguren, unter ihnen Ganesha und Vishnu.
Die Vorstände des Tempels begrüßten die Gäste herzlich und erzählten von der tamilisch-hinduistischen Gemeinschaft, ihrem Glaubensleben und ihren Festen. Auch hier spielte das gemeinsame Essen eine Rolle: Für die Besucherinnen und Besucher gab es ein süßes, gedämpftes Gebäck, das mit Kokos und Kardamom gefüllt ist, sowie Chai.
Im Gespräch wurde deutlich, wie stark Ernährung und Glaube verbunden sind. Viele Gläubige essen an Tempeltagen kein Fleisch, früher war für viele die vegetarische Lebensweise selbstverständlich. Erst in der neuen Heimat Franken wurde Fleisch häufiger Teil des Speiseplans.

Dritte Station: Afrikanische Moschee – Gastfreundschaft als Segen

Letzte Station der Speisereise war die afrikanische Moschee, die in einem umgebauten ehemaligen Atrium Kino ihren Platz gefunden hat. Die Gruppe kam zu Beginn des Nachmittagsgebets und durfte anschließend eine Führung durch die Räume erhalten und wurden in die Geschichte der Moschee eingeweiht.
Danach luden die Frauen der Gemeinde zu einem üppigen Buffet mit verschiedenen afrikanischen Köstlichkeiten ein – darunter Samosas, aromatische Eintöpfe und würzige Reisgerichte. In der muslimischen Tradition gilt: Je mehr gegessen wird, desto mehr Segen empfängt der Gastgeber – und so wurde mit Freude, Neugier und Offenheit miteinander gegessen und gesprochen.

Ein Geschmack von Verbundenheit

Am Ende des Tages war deutlich zu spüren: Essen verbindet. Über Glaubensgrenzen hinweg entstanden Begegnungen, Gespräche und ein gemeinsames Erleben. „Glaube geht durch den Magen“ – das wurde bei dieser Reise durch die Südstadt nicht nur sprichwörtlich, sondern ganz konkret erfahrbar.